Tipps zur richtigen Ernährung vor einem Wettkampf

Coaching

Hier geht es um die richtige Ernährungs-Strategie vor einem Rennen, damit du am entscheidenden Tag deine Bestleistung abrufen kannst.

Letzte Aktualisierung: 2. November 2021
7 Min. Lesezeit
Das richtige Essen vor einem Wettkampf
Das richtige Essen vor einem Wettkampf

Wenn es eine Food-Delivery-App nur für Läufer:innen gäbe, wären Gerichte, die sich als Mahlzeit vor einem Wettkampf eignen, zweifelsohne die beliebtesten. Es wäre doch total praktisch, wenn sich jemand darum kümmern würde, dass du vor deinem Rennen perfekt mit Nährstoffen versorgt bist, oder? Dann könntest du dich auf wichtigere Dinge, wie zum Beispiel den anstehenden Wettkampf, konzentrieren.

Solange es eine solche App aber noch nicht gibt, haben wir alles, was du über Sporternährung bzw. Mahlzeitenplanung am Wettkampftag wissen musst, hier für dich zusammengefasst. Du kannst uns später dafür danken.

Die richtige Ernährung in den Tagen vor einem Wettkampf

Solange du noch in der Trainingsphase bist, sollte mehr als die Hälfte deiner Kalorien aus Kohlenhydraten, ein Viertel aus Proteinen und der Rest aus Fetten stammen, rät Ryan Maciel, eingetragener Diätassistent und Head Performance-Nutrition Coach bei Precision Nutrition.

Kohlenhydrate, die in den Muskeln und der Leber als Glykogen gespeichert werden, sollten einen großen Teil deiner Ernährung ausmachen, da sie die am leichtesten zugängliche Energiequelle für deinen Körper sind. Deshalb ist das sogenannte Carboloading, also die vermehrte Zufuhr von Kohlenhydraten, bei Läufer:innen auch eine beliebte Methode, ihre Glykogenspeicher vor einem großen Wettkampf aufzufüllen.

Bevor du dir jetzt aber gleich eine große Portion Nudeln zubereitest, solltest du erst noch weiterlesen: Carboloading bedeutet nämlich nicht, dass du den ganzen Monat vor deinem großen Tag nur noch Kohlenhydrate zu dir nehmen solltest. Auch am Abend vor dem Wettkampf solltest du mit Kohlenhydraten eher sparsam sein. Wenn du unter 90 Minuten läufst, also zum Beispiel einen 5-km- oder 10-km-Lauf absolvierst, brauchst du gar keine zusätzlichen Kohlenhydrate, erklärt Monique Ryan, RDN, Sporternährungswissenschaftlerin und Beraterin für Profiathlet:innen, Ausdauerathlet:innen und Teams. Selbst wenn du längere Läufe absolvierst, wie z. B. einen Halbmarathon oder einen Marathon, ist das Zeitfenster für die zusätzliche Kohlenhydrataufnahme eng gesteckt.

Ungefähr drei oder vier Tage vor deinem Wettkampf solltest du deine Mahlzeiten so zusammenstellen, dass sie zu 70 bis 75 Prozent aus Kohlenhydraten bestehen, damit noch Platz für Proteine und gesunde Fette bleibt, so Maciel. Dein Körper kann seinen Glykogenspeicher nicht in einer Nacht auffüllen. Wenn du es also am Abend vor deinem großen Tag mit Kohlenhydraten übertreibst, wirst du dich am nächsten Tag wahrscheinlich schlapp und träge fühlen. Und das willst du ja gerade nicht.

Idealerweise trainierst du für diese Art der Energiezufuhr genauso wie für den Wettkampf selbst – vor allem in den Tagen vor deinen längsten Trainingsläufen. So findest du heraus, was für dich am besten funktioniert, erklärt Ryan. Am Wettkampftag selber erlebst du dann auch keine bösen Überraschungen, bevor du an den Start gehst (oder schlimmer noch, während du läufst).

"Probier vor einem Wettkampf nichts Neues aus."

Ryan Maciel,
eingetragener Diätassistent und Head Performance-Nutrition Coach bei Precision Nutrition

Die richtige Ernährung am Abend vor dem Wettkampf

Die gute Nachricht: Wenn du in den Tagen vor deinem Wettkampf verstärkt Kohlenhydrate zu dir nimmst, kannst du am Vortag ganz normal essen, weil dein Glykogenspeicher bereits voll ist, erklärt Ryan. Außerdem wachst du am Wettkampfmorgen hungrig, aber ohne unangenehmes Völlegefühl, auf und kannst etwas frühstücken (mehr dazu gleich).

"Normal" zu essen bedeutet, ein ausgewogenes Abendessen mit dem idealen Verhältnis von Makronährstoffen zu sich zu nehmen: Mehr als die Hälfte deiner Kalorien stammen aus Kohlenhydraten, ein Viertel aus Proteinen und der Rest aus Fetten. So gerätst du auch nicht in Versuchung, deine übliche Essensportion zu verdoppeln. Unabhängig davon, was auf deinen Teller kommt: Du solltest bereits in deiner Trainingsphase am Abend vor deinen längsten Läufen getestet haben, ob du alles problemlos verträgst. So kannst du auch am Abend vor deinem großen Tag darauf vertrauen, dass dich keine unliebsamen Überraschungen erwarten.

Das richtige Essen vor einem Wettkampf

Das richtige Frühstück am Wettkampftag und der richtige Zeitpunkt dafür

Mit dem Frühstück am Wettkampftag ist es so eine Sache. Du solltest ausreichend essen, damit du mit genügend Energie für deinen Lauf versorgt bist, aber wiederum auch nicht so viel, dass du während des Wettkampfs Magenprobleme bekommst. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Faktor ist, dass die meisten Wettkämpfe relativ früh morgens starten, wenn man noch so gar keinen Hunger hat.

Wenn es dir möglich ist, sehr früh aufzustehen, solltest du mindestens zwei Stunden vor dem Lauf eine normale, ausgewogene Mahlzeit zu dir nehmen, empfiehlt Maciel (denk an das Verhältnis von Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten). Du könntest zum Beispiel Ei mit Toast und Avocado und dazu Obst oder Haferflocken mit Erdnussbutter, Banane und Leinsamen essen.

Wenn du nicht so früh aufstehen willst (können wir nachvollziehen), nimm eine Stunde, bevor dein Lauf startet, eine sehr kleine Portion der oben empfohlenen Mahlzeit zu dir. Auch Smoothies sind hervorragend geeignet, weil du sie schneller verdauen kannst, so Maciel. Gesunde, komplexe Kohlenhydrate wie Vollkorngetreide sollten auf keinen Fall fehlen. Sie werden vom Körper langsamer abgebaut als einfache Kohlenhydrate. Das bedeutet, dass die Energie während des Laufs in dein Blut gelangt – also genau dann, wenn du den zusätzlichen Kick brauchst. Du könntest dir beispielsweise einen Shake aus Haferflocken, Erdnussbutter, Beeren und Milch (egal, ob Kuhmilch oder pflanzliche Alternative) zubereiten.

Was du am Wettkampftag nicht essen solltest

Vielleicht schwören einige deiner Lauffreund:innen vor dem Wettkampf auf ein Sandwich mit Spiegelei, andere wiederum schütteln entsetzt den Kopf. Laut Maciel gibt es keine "falschen" oder "schlechten" Lebensmittel, die man vor einem Wettkampf essen kann – nur solche, die für dich funktionieren oder nicht. Die einzige Regel: "Probier vor einem Wettkampf nichts Neues aus", rät Maciel. "Du solltest dich an das halten, was in den letzten Trainingsmonaten gut für dich funktioniert hat." Warum? Um es vorsichtig auszudrücken: Mägen können ziemlich launisch sein, besonders dann, wenn man ohnehin schon nervös ist – wie zum Beispiel vor einem Wettkampf (es werden ja nicht umsonst so viele mobile Klos aufgestellt).

Für die meisten Läufer:innen hat es sich allerdings bewährt, wenn sie vor dem Wettkampf fett- und ballaststoffreiche Mahlzeiten meiden, so Maciel (Bacon ist also vielleicht doch keine so gute Idee). Fette und Ballaststoffe brauchen länger, um verdaut zu werden, was den Magen zu sehr beanspruchen und während des Laufs Magen- und Darmprobleme verursachen kann.

Das Trinken nicht vergessen …

Um dich optimal vorzubereiten, solltest du schon beim Training darauf achten, immer ausreichend zu trinken. Das gilt vor allem für die Wochen vor einem Wettkampf, so Maciel. Weder Carboloading noch Waterloading ist sinnvoll: "Es bringt nichts, am Abend vor dem Rennen literweise Wasser in sich hineinzuschütten, wenn man ansonsten während des Trainings generell zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen hat", erklärt er. Mit anderen Worten: Wenn du während des Trainings immer leicht dehydriert warst, bist du nicht so fit, wie du eigentlich sein könntest. Außerdem kann sich dein Magen komisch anfühlen und du musst häufiger zur Toilette als sonst, wenn du am Vorabend oder am Morgen des Wettkampftags zu viel trinkst.

Manche Läufer:innen legen Wert darauf, ihre Wasserzufuhr in der Woche vor dem Rennen täglich zu erhöhen und genau zu überwachen. Andere nehmen am Abend vor ihrem Rennen gerne ein Elektrolytpräparat zu sich, um ihre Flüssigkeitsaufnahme noch weiter zu erhöhen. Solange du pro Tag mindestens acht Gläser Wasser trinkst (Profitipp: Lass dich an einem normalen Arbeitstag jede Stunde daran erinnern, dass du etwas trinken solltest), müsstest du in guter Verfassung sein, so Maciel. Du trainierst also nicht nur die Nahrungszufuhr, sondern auch die optimale Flüssigkeitszufuhr.

Jetzt, wo du weißt, was du essen darfst (und was nicht), könntest du ja eigentlich auch die Food-Delivery-App erfinden, oder? Natürlich erst, nachdem du dein Rennen erfolgreich gemeistert hast …

Text: Ashley Mateo
Illustration: Kezia Gabriella

Das richtige Essen vor einem Wettkampf

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Ursprünglich erschienen: 3. November 2021

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