Alleinsein kann schön sein

Coaching

Allein zu sein bedeutet nicht automatisch, dass du dich auch einsam fühlen musst. Lerne, dir mehr Zeit für dich selbst zu nehmen, um deinem Körper und Geist etwas Gutes zu tun.

Letzte Aktualisierung: 1. Dezember 2020
Alleinsein kann schön sein

Manchmal gibt es nichts Schöneres, als einen Abend alleine auf dem Sofa zu verbringen und eine Lieblingsserie zu gucken. Oder einsam durch den Wald zu laufen, anstatt mit anderen im Gym zu schwitzen. Aber es ist ein großer Unterschied, ob man aus eigenem Entschluss alleine ist oder ob man sich einsam fühlt.

Einsamkeit ist die Folge von Isolation, vor allem, wenn einem diese Isolation von außen aufgezwungen wird. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie, die in der Zeitschrift "The Lancet" veröffentlicht wurde. Oft führt dieses Gefühl der Einsamkeit zu Ängsten, Depressionen und anderen mentalen Problemen. Wenn du das kennst, haben wir eine gute Nachricht für dich: Es klingt im ersten Augenblick paradox, aber du bist nicht allein.

Menschen sind von Natur aus soziale Wesen. Wir brauchen unsere Familie und unsere Freunde, um mental und physisch zu überleben. Nur im sozialen Zusammenspiel sind die 86 Milliarden Nervenzellen in unserem Gehirn in der Lage, schneller und besser zu reagieren, erklärt Dr. Stephanie Cacioppo, Neurowissenschaftlerin und Nike Performance Council Member mit Schwerpunkt auf mentale Fitness und Einsamkeit. Und deine Stimmung? Natürlich hat unser Sozialleben auch darauf einen Einfluss, fügt Dr. Sari Chait hinzu. Die klinische Psychologin ist Gründerin des Behavioral Health and Wellness Center in Newton, Massachusetts. Wer von geliebten Menschen umgeben ist, fühlt sich unterstützt. Das hebt die Stimmung. Studien zeigen: Je dichter dein soziales Netz ist, desto besser steht es um deine emotionale Gesundheit.

Das heißt aber nicht, dass Menschen, die – freiwillig oder nicht – Zeit alleine verbringen, darunter leiden müssen. Tatsächlich kann das auch ein Luxus sein. "Wenn du alleine bist und dich damit wohl fühlst, kannst du dich auf dich selbst konzentrieren und erkennst, was du tatsächlich brauchst", erklärt Chait. Diese Ich-Zeit ist außerdem eine gute Gelegenheit, alte Hobbys wiederzuentdecken, sich neue Ziele zu setzen, die eigenen Handlungskompetenzen zu stärken und in gewisser Weise sogar gesündere Beziehungen aufzubauen. Und ohne das ständige "Grundrauschen" aus deiner Umwelt kannst du noch mehr davon profitieren.

Wir haben ein paar Tipps für dich, wie du die Zeit der Stille optimal nutzt.

"Wenn du alleine bist und dich damit wohl fühlst, kannst du dich auf dich selbst konzentrieren und erkennst, was du tatsächlich brauchst."

Dr. Sari Chait, klinische Psychologin und Gründerin des Behavioral Health and Wellness Center

Alleinsein kann schön sein

Training ohne Elektronik

Studien zeigen, dass Sport Wohlfühlhormone freisetzt und helfen kann, das Gefühl von Einsamkeit oder Traurigkeit zu überwinden. Und wenn du alleine trainierst, hast du "die einmalige Chance, dich ganz auf dich und auf deinen Körper, deinen Geist und deine emotionalen Bedürfnisse zu konzentrieren", erklärt Dr. Hillary Cauthen, zertifizierte Beraterin für mentale Gesundheit und Vorstandsmitglied der Association for Applied Sport Psychology.

Lass beim Training mehrmals in der Woche deine Sportuhr oder deine Kopfhörer zu Hause und versuche, mindestens fünf Dinge an deinem Körper oder in deiner Umwelt genauer zu beobachten, schlägt Cauthen vor. Konzentriere dich zum Beispiel auf deine Atmung, achte auf die Eichhörnchen im Wald oder genieße bei einer Plank das Gefühl, dass dein Core richtig arbeitet. Sport vermittelt auf diese Weise ein noch größeres Gefühl der Befriedigung und du erkennst möglicherweise Signale, die dir ansonsten entgangen wären.

Ab nach draußen

Du hast sicher auch schon gehört, dass ein Aufenthalt in der freien Natur gut für die mentale Gesundheit ist und deinen Stress-Level senken kann. Studien haben jetzt gezeigt, dass sich diese Effekte verstärken, wenn du dabei alleine bist. Warum? Jeder, der schon einmal alleine wandern war, weiß: In der Natur ist man ungestört und hat Zeit, klare Gedanken zu fassen und sich neue Ziele zu setzen.

Trainiere so oft wie möglich draußen, selbst wenn es nur auf dem Balkon oder im Hof ist. Und geh in deinem eigenen Tempo spazieren! Achte auf die kleinen Schönheiten in deiner Umgebung: ein fröhlich plätschernder Bach, die Wolken am Himmel, riesige Bäume. Andere Studien lassen vermuten, dass beeindruckende Landschaften und das Gefühl der Bewunderung, das sie wecken, positiven Einfluss auf uns haben. Und wer sich respektvoll vor den Elementen um sich herum verneigt, hat mehr vom Leben.

Tu, was du schon immer tun wolltest

Der Bereich des Gehirns, der für unsere sozialen Bindungen zuständig ist, wird auch aktiv, wenn du dich leidenschaftlich für etwas begeisterst, erläutert Cacioppo. Das gilt auch, wenn du alleine bist. Nutze deshalb Tage, an denen du dich ein bisschen einsam und verloren fühlst, dazu, etwas zu tun, von dem du schon lange geträumt hast. Nimm einen Pinsel in die Hand, um ein Bild zu malen, oder fang endlich mit dem Roman an, den du schon immer schreiben wolltest. Dadurch kommst du in Kontakt mit dir selbst und damit irgendwann auch wieder mit anderen.

Nimm dir mindestens 20 Minuten in der Woche Zeit für dein ganz persönliches Projekt. Auch wenn es am Anfang nicht so gut klappt: Bleib am Ball. Irgendwann macht es Klick und deine einsamen Momente gehören der Vergangenheit an. Das Gleiche gilt auch, wenn du etwas völlig Neues beginnst, zum Beispiel Backen oder das Lernen einer Fremdsprache.

Sei nachsichtig mit dir selbst, wenn du Fehler machst. Sie gehören dazu. Feier selbst kleine Erfolge, zum Beispiel dein erstes selbstgebackenes Brot oder den ersten perfekten Satz. Und weißt du, was noch schön am Alleinsein ist? Keiner beurteilt dich. Und keiner macht sich über dein frisches Brot her.

Ursprünglich erschienen: 1. Juli 2020

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