Kara Lawson – Kann es sein, dass ich zu ehrgeizig bin??

Coaching

Eine junge Athletin wendet sich mit einem ungewöhnlichen Problem an Kara Lawson von Duke Basketball: Ihr Drang nach Erfolg macht sie unglücklich.

Letzte Aktualisierung: 24. März 2021
Ein Burnout verhindern und eine gesunde Sport-Life-Balance finden

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F:

Lieber Coach,

ich mache High-School-Leichtathletik, doch in letzter Zeit bin ich besessen davon, die Beste in meinem Team zu sein. Es ist, als könnte ich an nichts anderes denken. Alles ist wie ein Wettbewerb für mich – auch das Training. Dieser Drang nach Erfolg motiviert mich, hart zu trainieren und bei Wettkämpfen alles zu geben. Ich habe jedoch auch festgestellt, dass ich ungeduldiger und gestresster bin als früher. Einige meiner Teamkollegen wollen nicht mehr mit mir befreundet sein, weil ich alles so ernst nehme. Kann ich diesen Ehrgeiz zu meinem Vorteil nutzen, oder wird er mir am Ende im Weg stehen?

Gierig nach Erfolg, aber unglücklich
17-jährige Leichtathletin

A:

Es ist gut, dass du ehrgeizig bist, HAM. Ich bin es auch und kann dich daher verstehen.

Seit ich 3 Jahre alt war, wollte ich immer die Beste sein. Mein großes Vorbild war die Sprinterin Evelyn Ashford, die bei den Olympischen Spielen 1984 Gold holte. Wenn Autos an meinem Haus in Alexandria, Virginia, vorbeifuhren, habe ich immer versucht, auf dem Bürgersteig mit ihnen um die Wette zu laufen. Was meine Eltern wohl von mir gedacht haben?

Dieser Ehrgeiz treibt mich noch heute an, genau wie dich. Jedoch hört es sich bei dir so an, als würdest du einen Preis dafür zahlen müssen. Es ist wichtig, dass du dich mit diesem Thema auseinandersetzt, damit du nicht irgendwann anfängst, deinen Sport zu hassen.

Ich will dir so gut es geht helfen, doch du solltest auch mit deinem Coach über deine Gefühle reden. Er oder sie wird dir nämlich auch in Zukunft zur Seite stehen können. Du kannst deinen Coach auch bitten, dir einen Therapeuten oder einen Sportpsychologen zu vermitteln, der dir hilft, ein besseres Gleichgewicht zu finden. Das richtige Gleichgewicht zwischen Wettkämpfen und Regeneration bzw. Auszeiten hilft mir dabei, mein Bestes zu geben und glücklich zu sein.

Um dieses Gleichgewicht zu finden, konzentriere ich mich auf all die Dinge, die mir abgesehen vom Basketball sonst noch Spaß machen. Was machst du gerne außer Leichtathletik? Vielleicht liebst du es ja, mit deinem Hund zu spielen, Musik zu hören oder Zeit mit deiner Familie zu verbringen. Es spielt keine Rolle, was genau du tust, das Entscheidende ist nur, dass du dadurch deinen Kopf frei bekommst. Und auch wenn es dir nicht gelingt, dich sofort zu entspannen, hab etwas Geduld.

Ein Burnout verhindern und eine gesunde Sport-Life-Balance finden

Wie wäre es, wenn du versuchst, dich in Trainingspausen, im Mannschaftsbus oder in der Umkleidekabine auf andere Dinge zu konzentrieren? Als ich Point Guard bei Tennessee war, ließ mich mein Trainer, Pat Summitt, vor der gesamten Mannschaft Reden über Themen halten, die nicht viel mit Basketball zu tun hatten. Zuerst fühlte sich das echt beängstigend an (und, wenn ich ehrlich bin, auch ziemlich sinnlos), aber schon bald hat es bei mir Klick gemacht. Coach Summitt wollte mir zeigen, dass wir als Team nur dann stark sein können, wenn wir eine Verbindung zueinander aufbauen.

… hab etwas Geduld.

Apropos Teamkollegen: Eine Möglichkeit, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen, besteht darin, sich für das zu interessieren, was ihnen abgesehen von Wettkämpfen sonst noch Freude bereitet. Finde heraus, was du mit ihnen gemeinsam hast – egal, ob Filme, Musik oder Style. Du musst selbstverständlich nicht alles mögen, was sie mögen, oder deine ganze Zeit mit ihnen verbringen, doch indem du eine Verbindung zu ihnen aufbaust, sorgst du für eine positive Atmosphäre.

Ein Grund, warum du immer die Beste sein willst, könnte auch die Angst vor dem Verlieren sein. Das ist etwas, mit dem viele Athleten bzw. Athletinnen zu kämpfen haben. Nach einer Niederlage kann es sein, dass man schlecht schläft oder sich aufregt. Doch was ist, wenn das zu einem Dauerzustand wird? Das ist kein gutes Zeichen.

… indem du eine Verbindung zu ihnen aufbaust, sorgst du für eine positive Atmosphäre.

Es ist extrem wichtig, dass du dich von Niederlagen nicht aus der Bahn werfen lässt. Auch Athleten sind nicht die geborenen Alleskönner, die Situationen, in denen es um viel geht, immer perfekt meistern. Ich zumindest war das definitiv nicht. Ich musste hart arbeiten und viele Niederlagen wegstecken, um das zu erreichen, was ich erreicht habe. Im Basketball können bei einem einzigen Ballbesitz 12 Fehler gemacht werden. Das gilt natürlich auch für das sechste Spiel der NBA-Finals. Niemand will Fehler machen, doch sie passieren ganz einfach. Wenn ich etwas falsch gemacht habe, habe ich mich immer auf meine innere Stärke verlassen, die mir dabei half, nach vorne zu schauen.

Eine Möglichkeit, wie du mehr innere Stärke erlangst, ist es, bei Fehlern nachsichtig mit dir selbst – und auch deinen Teamkollegen – zu sein. Es erfordert jede Menge Übung, seine Einstellung zu ändern. Wenn du aber dran bleibst, wird es dir gelingen, weiterhin dein Bestes zu geben und deinen Sport zu lieben.

Coach Lawson

Kara Lawson ist Chefcoach der Frauenbasketballmannschaft an der Duke University. Zuvor war sie Assistenzcoach bei den Boston Celtics und eine angesehene Broadcast-Analystin. 13 Saisons lang stellte sie als herausragende WNBA-Spielerin ihr Können unter Beweis und führte die Monarchs zum Gewinn der Meisterschaft. Außerdem spielte sie in der US-Mannschaft, die bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking Gold gewann. Als dominante Spielerin bei Tennessee verhalf sie den Lady Vols zu drei NCAA Final Four-Auftritten.

Schick uns deine Frage zu Mindset, Sport oder Fitness per E-Mail an askthecoach@nike.com.

Illustration: Harrison Freeman

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Ursprünglich erschienen: 17. Februar 2021

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