Warum Fruchtbarkeit nichts mit dem Body Mass Index zu tun hat

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Wenn du schwanger werden willst und dabei auch noch auf dein Gewicht achten musst, kann das wirklich nerven. Dabei ist das oft noch nicht einmal nötig. Wir sagen dir, worauf es wirklich ankommt.

Letzte Aktualisierung: 21. November 2022
8 Min. Lesezeit
  • Es gibt viele Gerüchte rund um das Thema Body Mass Index (BMI), vor allem, wenn es um Fruchtbarkeit geht. Und es kann regelrecht kontraproduktiv sein, sich zu sehr mit dieser willkürlichen Zahl zu beschäftigen.
  • Wenn du schwanger werden möchtest, solltest du deine Kalorienzufuhr nicht reduzieren.
  • Bewegung hingegen ist gut für deine physische und mentale Gesundheit (solange du es nicht übertreibst). Wenn du hierfür Inspiration benötigst, sieh dir unser Programm Nike (M)ove Like a Mother in der NTC-App an.


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Warum dein BMI nicht im Vordergrund stehen sollte, wenn du ein Kind bekommen möchtest

*Diese Inhalte sollen lediglich informieren und inspirieren. Sie sind nicht dazu gedacht, Diagnosen zu stellen, zu behandeln oder spezifische medizinische Ratschläge zu geben. Erkundige dich immer bei deiner Ärztin oder deinem Arzt, wie du vor, während und nach der Schwangerschaft gesund und sicher bleibst.

Fruchtbarkeit ist immer noch ein Mysterium. Es gibt so viele Faktoren, die die Fähigkeit beeinflussen, schwanger zu werden und zu bleiben: Genetik, Krankengeschichte, Form der Gebärmutter und nicht zuletzt auch die Fruchtbarkeit der Person, die die Spermien zur Verfügung stellt. Ein besonders schwieriger und kontrovers diskutierter Punkt: der Body Mass Index.

Wenn du jetzt die Augen verdrehst: So geht es uns auch. Der BMI war ursprünglich nicht für die Verwendung im medizinischen Sinne gedacht. Er war lediglich eine mathematische Formel (Körpergewicht ÷ Körpergröße² × 703), die im 19. Jahrhundert vom Statistiker Adolphe Quotelte entwickelt wurde, um die Durchschnittsgröße der weißen, männlichen Bevölkerung in Westeuropa zu bestimmen. Erst irgendwann zwischen den 1970ern und 1990ern wurde diese Formel zu einem allgemeinen Maß zur Bewertung des Körpergewichts, und das auch nur, weil es keine besseren Alternativen gab. Selbst heute geben Wissenschaftler und auch das Center for Disease Control in den USA zu, dass dieser Wert "nicht zur Bestimmung von Körperfett oder Gesundheitszustand einer Person geeignet ist".

Was hat also diese ziemliche willkürliche Formel mit deinem Uterus zu tun? Viele Fruchtbarkeitskliniken behandeln zum Beispiel Personen nicht, deren BMI über einem bestimmten Wert liegt, und verlangen zunächst eine entsprechende Gewichtsabnahme. Dieses sehr kontrovers diskutierte Vorgehen ist für Patient:innen, aber auch für die Ärzt:innen, sehr frustrierend. Doch obwohl ein stark von einem "normalen" Bereich abweichender BMI (wieder: kontrovers diskutiert) aus verschiedenen Gründen mit einer eingeschränkten Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht wird, können Menschen unabhängig von ihrem Körpergewicht fruchtbar sein. Schließlich gibt es auch Menschen mit normalem Gewicht, die nicht schwanger werden. Das betont Dr. Lora Shahine, Reproduktionsendokrinologin und Gynäkologin an der Pacific NW Fertility-Klinik in Seattle und Moderatorin des Podcasts Baby or Bust. "Man sollte Menschen nicht in eine Schublade stecken, indem man behauptet: 'Dein BMI ist zu hoch oder zu niedrig, deshalb wirst du nicht schwanger.' Das Bild ist wesentlich komplexer."

Natürlich kann das Körpergewicht ein Faktor sein, aber er schadet mehr als er nützt, wenn man ihn isoliert betrachtet. Studien zeigen: Bewusst herbeigeführter Gewichtsverlust ist nur selten nachhaltig und führt oft zum sogenannten Jo-Jo-Effekt, also einem ständigen Wechsel zwischen Zu- und Abnehmen. Dadurch wiederum steigt das Risiko für Schlaganfälle, Herzkreislauferkrankungen und Diabetes. Mit anderen Worten: Diäten sind schlecht für die allgemeine Gesundheit. Ein guter allgemeiner Gesundheitszustand ist aber extrem wichtig, wenn du schwanger werden willst, beton Dr. Shahine.

Lass dich also nicht von einer "willkürlichen Zahl", wie Dr. Shahine sie nennt, stressen. Es gibt andere – nicht kontrovers diskutierte – Maßnahmen, die du ergreifen kannst, wenn du schwanger werden willst.

Warum dein BMI nicht im Vordergrund stehen sollte, wenn du ein Kind bekommen möchtest

1. Essen. Vielleicht sogar mehr, als du denkst.

Viele Menschen haben sich inzwischen so daran gewöhnt, ihr Essverhalten zu kontrollieren, dass sie es oft gar nicht mehr merken, wenn sie sich "keto" oder "clean" ernähren. Im Hinblick auf die Fruchtbarkeit ist das aber keine gute Idee, erklärt die zertifizierte Ernährungsberaterin Willow Jarosh aus New York City. Jarosh rät Menschen, die schwanger werden möchten, von Diäten ab. Vielmehr sollten sie sich darauf konzentrieren, ausreichend Kalorien und Nährstoffe zu sich zu nehmen. Und das heißt meist, regelmäßige Mahlzeiten zu sich zu nehmen, die tatsächlich satt machen.

Jarosh bringt im Zusammenhang mit Fruchtbarkeit außerdem noch das Thema Blutzuckerstabilisierung ins Gespräch. Das ist vor allem für Menschen wichtig, die unter dem insulinresistenten polycystische Ovarialsyndrom (PCOS) leiden, laut dem Center for Disease Control eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit bei Frauen. PCOS beeinträchtigt die Fruchtbarkeit auf sehr komplexe Weise und es gibt keine schnelle Lösung dafür. Aber den Blutzucker über die Ernährung zu stabilisieren, ist eigentlich ganz einfach: "Iss zu jeder Mahlzeit Proteine, Kohlenhydrate und Fette", empfiehlt Jarosh. Auch Zwischenmahlzeiten helfen, den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Mit solchen Snacks kannst Nährstoffe und Lebensmittelgruppen zu dir nehmen, die du während der Mahlzeiten nicht abdecken kannst.

Gibt es bestimmte Lebensmittel, die sich besonders empfehlen? Jaroshs Tipp: Bloß nicht zu viel darüber nachdenken. Dr. Shahine ist derselben Meinung und erzählt, dass sich einige Patient:innen mit Fruchtbarkeitsproblemen völlig auf das Thema Ernährung und Gesundheitstrends fixieren. "Viele wünschen sich eine einfache Lösung nach dem Motto: 'Lass Gluten weg und du bist nächsten Monat schwanger'. Aber es gibt keine Universallösung." Wenn du natürlich unter Unverträglichkeiten oder Allergien leidest, auf die du bei deiner Ernährung achten musst, solltest du diese mit deiner Ärztin oder deinem Arzt besprechen.

2. Bloß kein Stress mit dem Stress!

Ja, Stress hat einen Einfluss auf deinen Zyklus und auch auf die Fruchtbarkeit. Aber wenn Stress Schwangerschaften verhindern würde, gäbe es schon lange keine Menschen mehr. Nirgendwo. "Ich sage meinen Patient:innen immer, dass man Stress nicht verhindern kann. Aber man kann Strategien entwickeln, um die Auswirkungen zu reduzieren", erklärt Dr Shahine. Stress ist nicht automatisch etwas Schlechtes. Der Kampf- und Fluchtmodus kann lebensrettend sein. Aber wenn dein Körper quasi rund um die Uhr damit beschäftigt ist, dein Leben zu retten, dann hat er laut Dr. Shahine einfach keine Zeit mehr, sich um die Babyhormone zu kümmern. Nehmen wir an, du wirst von einem Bären gejagt. "Willst du jetzt lieber einen Eisprung haben oder vor dem Bären davonlaufen?", fragt Dr. Shahine.

Nun, wenn ein echter Bär vor dir steht, kannst du ihn kaum ignorieren. Bei mentalen Bärenangriffen jedoch kannst du mit Freund:innen sprechen, spazieren gehen, Yoga machen, einen Gute-Laune-Film gucken, Listen schreiben oder sonstige Dinge machen, die dich beruhigen. Nochmal: Es geht hier nicht um "ganz oder gar nicht". Und wie Dr. Shahine sagt: Menschen werden in allen möglichen Situationen schwanger (Steinzeitmenschen haben sich fortgepflanzt, obwohl sie tatsächlich von wilden Tieren bedroht wurden). Aber es schadet nicht, besser mit Stress umzugehen.

3. Beweg dich. Aber übertreib es nicht.

Früher wurde Menschen, die schwanger werden wollten, davon abgeraten, Sport zu machen. Heute wissen wir: Bewegung ist immer gut, auch für Menschen, die schwanger werden möchten. Studien weisen sogar darauf hin, dass körperliche Aktivität die Fruchtbarkeit und den Menstruationszyklus unabhängig von Körpergröße oder -gewicht positiv beeinflussen kann. Aber Sport ist ein weit gefasster Begriff. Egal, ob du regelmäßig trainierst oder (wieder) einsteigen möchtest: Sprich zuerst mit deiner Ärztin oder deinem Arzt.

Bei physischem Stress gilt dasselbe wie bei mentalem Stress: Wichtig ist, dass dein Körper sich auch wieder davon erholen kann. "Wenn du deinen Körper stresst – egal ob körperlich oder emotional – setzt er Hormone wie Endorphine und Cortisol frei, und das ist schlecht für die Fruchtbarkeit", erklärt Dr. Shahine. Deshalb raten Ärzt:innen Menschen, die schwanger werden möchten, normalerweise davon ab, mit einem neuen, intensiven Training zu beginnen. Wer bereits regelmäßig trainiert, dem empfiehlt Dr. Shahine, es etwas langsamer angehen zu lassen oder sich weniger intensive Alternativen zu suchen. Auch Patient:innen, die intensiv Sport treiben, sollten nach ihrer Empfehlung nicht bis zur absoluten Erschöpfung trainieren oder mehr Kalorien verbrennen, als sie zu sich nehmen. Das kann zu Hormonproblemen und zu Störungen beim Eisprung führen. Ansonsten aber gilt laut Dr. Shahine: "Bewegung ist gut."

Am Ende weiß man aber selten, warum es so schwer war, schwanger zu werden. Lerne einfach, gut zu dir zu sein (bloß keine Diäten!). Dann bist du auf alles vorbereitet, was das Leben so bringt.

Text: Kelsey Miller
Fotos: Vivian Kim

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Ursprünglich erschienen: 17. November 2022

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