Frag den Coach: Wie bleibe ich beim Training zu Hause motiviert?

Coaching

Diesem jungen Basketballspieler fehlt beim Lockdown die Lust für das Training. Joni Taylor aus Georgia zeigt ihm, wie er mit einem Ziel und einem genauen Plan wieder zurück auf Kurs kommt.

Letzte Aktualisierung: 24. März 2021
Wie bleibe ich beim Training zu Hause motiviert?

"Frag den Coach" liefert dir Tipps und Ratschläge, die dich dabei unterstützen, dein Spiel aufs nächste Level zu bringen.

F:

Hallo Coach,

ich bin Junior in der High School und spiele seit meinem ersten Jahr hier in unserem Basketballteam als Point Guard. Ich bin schon immer jemand gewesen, der sein Team braucht, ob im Spiel, beim Training oder beim Workout. In diesem Jahr konnten wir leider nicht viel gemeinsam trainieren, deshalb ist meine Motivation im Keller. Ich habe immer gerne 1-gegen-1 mit meinem Bruder gespielt, aber der ist letztes Jahr aufs College gegangen, daher habe ich jetzt auch zu Hause keinen Spielpartner mehr. Natürlich werfe ich immer noch meine Körbe auf der Einfahrt, aber sonst habe dich den Ball seit Monaten kaum noch angefasst. Ich kann mich noch nicht einmal aufraffen, laufen zu gehen oder Gewichte zu heben, obwohl ich das ja auch alleine machen könnte. Ich bin völlig frustriert und habe Angst, dass ich meine Skills verliere. Wie komme ich wieder in Fahrt?

– Missing Interactive Athletics
17-jähriger Basketballspieler

A:

Weißt du was, MIA? Du bist nicht alleine. In meinem Senior-Jahr im College hatte ich auch Motivationsprobleme.

Ich war so oft verletzt. Und ich hatte einfach keine Lust mehr, jeden Tag um 6 Uhr aufzustehen, um laufen zu gehen. Ich verlor meinen Fokus. Die WNBA steckte gerade in den Startlöchern, aber ich dachte nicht im Traum daran, Profi zu werden. Aber ich war auch Teamkapitänin und wusste, dass ich meine Basketballkarriere am College erfolgreich abschließen wollte. Ich wollte ein Vorbild für meine Teamkameradinnen sein und das zu Ende bringen, was ich angefangen hatte.

Mach dir nichts daraus, wenn dir mal die Motivation fehlt. Das passiert ALLEN Athletinnen und Athleten.

Als ich in dieser Situation war, habe ich mich irgendwann gefragt: "Warum spiele ich eigentlich?" Als Kind hatte ich einfach Spaß. Im College war das dann allerdings nicht immer so. Warum also machte ich weiter? Nachdem ich eine Weile darüber nachgedacht hatte, merkte ich, dass ich auf diese Weise meinen Eltern etwas zurückgeben wollte. Sie hatten mein Potenzial erkannt und mir geholfen, weiterzukommen. Ich wollte ihnen zeigen, wie dankbar ich war, indem ich jeden Tag einfach mein Bestes gab.

Das ist mein "Warum", mein Grund. Nachdem ich erkannt hatte, warum ich spiele, konnte ich mich allen Herausforderungen stellen, egal ob als Spielerin oder als Trainerin.

Wir beide wissen, dass Basketball viel Arbeit bedeutet, wenn man auf Wettkampfniveau spielt. Ohne dein "Warum" schaffst du es auf Dauer nicht, morgens für dein Training aufzustehen oder den Ball auch dann in die Hand zu nehmen, wenn deine Teamkameraden und dein Trainer nicht dabei sind. Damit dein "Warum" auch langfristig funktioniert, muss es größer als dein Ego sein und auch größer als der Sport. Denn wenn es für dich nur darum geht, die Meisterschaft zu gewinnen, was machst du denn, nachdem du das erreicht hast?

Wie bleibe ich beim Training zu Hause motiviert?

Einige meiner Spielerinnen haben mir gesagt: "Ich spiele für meinen Onkel, der mir das Spiel gezeigt hat, bevor er gestorben ist." Oder: "Ich mache das, weil ein Basketballstipendium der einzige Weg für mich ist, aufs College zu gehen." Bei deinem "Warum" kann es um dich oder um jemand anderes gehen oder um etwas völlig Persönliches.

Um dein "Warum" zu finden, versuch mal, deine Gedanken regelmäßig aufzuschreiben. Es mag ein paar Tage dauern, aber irgendwann wirst du merken, wie dich das weiterbringt – nicht nur in Zeiten der Pandemie, sondern auch in sportlicher Hinsicht, denn es wird immer Phasen geben, in denen es nicht so gut läuft.

Damit dein "Warum" auch langfristig funktioniert, muss es größer als dein Ego sein und auch größer als der Sport.

Wenn du dein "Warum" gefunden hast, brauchst du einen Plan, an den du dich dann auch halten musst. Ich erstelle mir jedes Wochenende meinen Plan für die nächste Woche. Dabei reduziere ich größere Herausforderungen in kleinere Aufgaben und werde dabei ganz konkret. Ich schreibe nicht einfach "Eine Stunde trainieren", sondern ich notiere jede Übung, jedes Set, jede Wiederholung und jede Pause. Wenn ich mir alle Schritte im Voraus zurechtlege, bin ich motivierter.

Natürlich ist ein Plan kein Ersatz für fehlende Teamkameraden oder die Tipps eines Coaches. Aber auch hierfür gibt es Methoden, die helfen können.

Als sich mein Mann Darius und ich verlobten, trainierten wir noch Mannschaften in verschiedenen Staaten. Aber wir nahmen uns immer Zeit für Videoanrufe und schrieben uns jeden Tag. Warum ich dir das erzähle? Ganz einfach: Gerade jetzt solltest du mit deiner Basketballfamilie in Kontakt bleiben und dafür sorgen, dass die Verbindung nicht abreißt.

Teile zum Beispiel deinen Trainingsplan mit deinen Teamkameraden. Vielleicht könnt ihr Teile davon per Videokonferenz zusammen machen. Sagt euch gegenseitig, mit welchem Tempo ihr durch die Nachbarschaft gelaufen seid oder wie viele Körbe ihr beim Five Spot geschafft habt. Um den Zusammenhalt noch weiter zu stärken, könntest du Gruppen-Chats organisieren, einen Team-Slogan erfinden oder eine Playlist erstellen, damit beim Training alle dieselbe Musik hören.

Gerade jetzt solltest du mit deiner Basketballfamilie in Kontakt bleiben und dafür sorgen, dass die Verbindung nicht abreißt …

Mein letzter Tipp mag auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich wirken: Nutze die Zeit, in der du ohne Basketball auskommen musst, ganz bewusst. Das kann sich positiv auf dein Verhältnis zu deinem Sport auswirken. Erhol dich, verbring Zeit mit deiner Familie, lies ein Buch oder fang mit einem neuen Hobby an. Im Moment läuft vieles anders als gewohnt. Aber als Athlet oder Athletin weißt du: Man wächst an seinen Herausforderungen. Dein Ziel sollte es sein, am Ende stärker aus der Situation herauszukommen. Wenn du das schaffst, wirst du Basketball mit ganz anderen Augen sehen und hast außerdem Erfahrungen gesammelt, die in deinem restlichen Leben nützlich sein können.

Coach Taylor

Joni Taylor ist Cheftrainerin der Frauenbasketballmannschaft an der University of Georgia. 2016 wurde sie zum Spalding Maggie Dixon NCAA Division I National Rookie Coach of the Year ernannt. Sie blickt auf eine beeindruckende Karriere als Coach zurück: Abstecher zur LSU, Alabama, Louisiana Tech und zur Troy University. Mit 716 Punkten, 555 Rebounds und 103 Blocks war sie eine der herausragenden Spielerinnen an der University of Alabama. Sie war die vierterfolgreichste Spielerin der Schule und führte die Tides zu zwei NCAA-Turnieren und zwei WNITs. Taylor hat außerdem zahlreiche Auszeichnungen für ihr soziales Engagement erhalten.

Schick uns deine Frage zu Mindset, Sport oder Fitness per E-Mail an askthecoach@nike.com.

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Ursprünglich erschienen: 2. Februar 2021

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