Wolltest du schon immer auf höchstem Niveau Fußball spielen?

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Willkommen auf dem höchsten Fußballplatz Europas. Wenn der Ball hier über den Zaun fliegt, stürzt er über 1.000 Meter in die Tiefe.

Letzte Aktualisierung: 16. Februar 2022
6 Min. Lesezeit
Spiel in den Schweizer Alpen Fußball auf höchstem Niveau  

"Hier spielen wir" ist eine Serie über Orte, an denen Athletinnen und Athleten mit der Community zusammenkommen.

Es führen keine Straßen nach Gspon, einem kleinen autofreien Dorf in der Schweiz. Der Weiler liegt in den Alpen auf 1800 Höhenmetern. Zermatt und die berühmte Silhouette des Matterhorns sind nicht weit. Hierher kommt man nur von Stalden aus mit einer rot-weißen Seilbahn. In diesem kleinen Dorf geht es weniger um Skilaufen und Wandern. Die Hauptattraktion ist vielmehr der wahrscheinlich höchstgelegene Fußballplatz Europas, die Ottmar Hitzfeld Gspon Arena.

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Andy Furrer (links) und Matteo Abgottspon, Spieler der Herrenfußballmannschaft von Gspon, stellen vor einem Spiel das Tor auf.

Die Amateurmannschaft FC Gspon nimmt regelmäßig an der Schweizer Bergdorfmeisterschaft teil. Das Dorf verfügt nur über ein einziges Gelände, das flach genug ist, um Fußball zu spielen, und genau hier wurde 1974 ein Platz errichtet. Da auf dieser Höhe kein Gras wächst, wurde er mit Kunstrasen ausgestattet. Im Winter, wenn das Dorf im Schnee versinkt, ist der Platz Teil einer Skipiste. Im Frühjahr packen alle Spieler mit an, um den Schnee vom (fast) bei jedem Wetter bespielbaren Platz zu schaufeln und die Tore aufzustellen. Das ist quasi Teil ihres Vorbereitungstrainings für die Saison.

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"Gspon ist ein wirklich toller, malerischer Ort, um Fußball zu spielen."

Gary Christian

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In Gspon gibt es eine Bar, ein Hotel mit Restaurant, eine Kirche und einige Dutzend schiefergedeckte Chalets, die sich an den Berghängen verteilen. Fast hat man den Eindruck, als hätte hier ein Riese seinen Würfelbecher ausgespielt. Die einzigen Geräusche sind das leise Summen der Seilbahn, die Glocken der grasenden Kühe und zwischen Mai und Oktober immer wieder ein unüberhörbarer Ruf: "Tooooooor"!

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Das Stadion wurde nach dem ehemaligen Schweizer Nationaltrainer und Trainer von Bayern München, Ottmar Hitzfeld, benannt, auch bekannt als "Der General". Beim Eröffnungsspiel auf dem neuen Platz war er Ehrengast. Der Platz liegt eingebettet zwischen Bergen und verfügt über eine natürlich geneigte Zuschauertribüne und den besten Ausblick, den ein Fußballfeld zu bieten hat. "Dieser Platz scheint sich in die Unendlichkeit fortzusetzen und verschmilzt quasi mit der Natur", erklärt ein ehemaliger Spieler des FC Gspon, Fabian Furrer.

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Früher wurde hier auf normalem Boden gespielt, der voller Steine war. 2009 wurde der Platz dann umfassend umgestaltet und erhielt sogar eine kleine Bar, in der nach den Spielen gefeiert werden kann.

"Wenn es ein Spiel gibt, ist das gesamte Dorf auf den Beinen und hilft."

Beatrix Abgottspon

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David Imboden läuft einem Ball hinterher, der vom Platz gekickt wurde.

Der Platz hat allerdings auch seine Nachteile: An drei Seiten geht es steil bergab. Und trotz des hohen Zauns gehen pro Spiel etwa 5 Bälle verloren (etwa 1.000 in den letzten 40 Jahren). Sie stürzen hunderte von Metern in den Abgrund. Nach dem Abpfiff gibt es daher immer eine unterhaltsame Suchaktion. Trotzdem gibt der Verein ein Vermögen für Bälle aus.

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Obwohl dieser Platz schwer zu erreichen ist, stehen Mannschaften aus allen Gegenden Schlange, um hier ein Match zu absolvieren und von sich behaupten zu können, auf "höchstem europäischem Niveau" gespielt zu haben."

Da es nicht genug ebene Fläche für ein Feld mit normalen Maßen gibt, finden die Spiele auf einem etwas kleineren Platz statt. Daher wurden die Regeln angepasst: nur acht Spieler anstelle von 11 und es gibt kein Abseits. Das sorgt für einen besseren Spielfluss und rasantere Spiele.

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Blick durch das Netz auf zwei Spieler, die an der Linie um den Ball kämpfen

Wenn man ehrlich ist, wird bei der hiesigen Bergdorf-Europameisterschaft (dem berühmten internationalen Turnier in Gspon) kein Fußball auf Profiniveau gespielt. Die Spieler sind die ersten, die das zugeben würden. Das liegt vor allem daran, dass die Spieler der teilnehmenden Teams Profis in ganz anderen Bereichen sind: Hubschrauberpiloten, Skilehrer, Fleischer, Webdesigner und vieles mehr.

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Mitglieder der Familie Abgottspon feuern ihr Team an.

Von den etwa 500 Einwohnern dieses Dorfes sind mehr als 100 in irgendeiner Weise im FC Gspon engagiert. "Entweder spielen sie oder ihre Kinder, oder sie kennen jemanden, der spielt", erklärt der ehemalige Spieler Andy Abgottspon. "Wenn es ein Spiel gibt, ist das gesamte Dorf auf den Beinen und hilft", ergänzt seine Mutter Beatrix.

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Von links: Trainer Roland, Hannes Biner, Andy, Cédric Abgottspon, Matteo, Sebastian Furrer, David

In der Geschichte des FC Gspon tauchen immer wieder dieselben Familiennamen auf. Die Aufstellung der Mannschaften beim denkwürdigen Spiel zwischen der Schweiz und Spanien bei der Bergdorf-Europameisterschaft las sich wie die Liste eines Familientreffens: "Nr. 1, Abgottspon. Nr. 2, Abgottspon. Nr. 3, Abgottspon." Und für Spanien: "Nr. 1, Rodríguez. Nr. 2, Rodríguez. Nr. 3, Rodríguez."

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Der Vater von Patricia Furrer, die auf dem Bild rechts in Gelb zu sehen ist, war Gründungsmitglied des FC Gspon. Jetzt spielt Patricia selber in der Frauenmannschaft mit, die 2008 gegründet wurde, und ihre beiden Brüder in der ersten Herrenmannschaft.

"Dieser Platz scheint sich in die Unendlichkeit fortzusetzen und verschmilzt quasi mit der Natur."

Fabian Furrer

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Auch wenn hier nicht der beste Fußball der Welt gespielt wird, so ist das Erlebnis trotzdem unvergesslich und für die Gäste von außerhalb oft atemberaubend, denn an die Höhe muss man sich erst gewöhnen. Die Luft ist hier bereits relativ dünn, was das Atmen für Besucher schwer macht. Die Gastgeber haben also einen deutlichen Vorteil.

"Für die Gegner ist es schwerer", gibt der Verteidiger des FC Gspon, Diego Abgottspon, zu, der bereits seit fast 20 Jahren hier spielt. "Wenn wir zur Halbzeit mit 0 zu 5 zurückliegen, haben wir immer noch eine Chance, das Spiel zu gewinnen. Wir sind eine Mannschaft, die zu Hause ausgesprochen stark ist."

Text: Kieran Dahl
Fotos: Dominic Nahr

Gemeldet: September 2020

Ursprünglich erschienen: 15. Februar 2022

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