Frag den Coach: "Mein Coach zieht andere immer vor. Wie gehe ich damit um?"

Coaching

Eine junge Schwimmerin, die sich ständig übergangen fühlt, bittet Courtney Banghart von der University of North Carolina um Rat.

Letzte Aktualisierung: 3. Mai 2021
Was tun, wenn der Coach andere bevorzugt

"Frag den Coach" liefert dir Tipps und Ratschläge, die dich dabei unterstützen, dein Spiel aufs nächste Level zu bringen.

F:

Hallo Coach,

wir sind vor kurzem umgezogen. Ich gehe jetzt auf eine andere Highschool und habe eine neue Schwimmtrainerin. An meiner alten Schule kam ich gut mit dem Trainer aus und der Zusammenhalt im Team war super. An meiner neuen Schule sieht das leider anders aus: Die anderen aus dem Team sind wirklich nett und bemühen sich, mir den Einstieg als Neuling zu erleichtern. Aber es ist nicht dasselbe enge Zusammengehörigkeitsgefühl, das ich an meiner alten Schule hatte, wo wir uns alle schon aus der Junior Highschool kannten. Mein Problem ist die Trainerin. Ich habe das Gefühl, dass sie mich einfach ignoriert. Sie hat ihre "Lieblinge", und ich werde immer übergangen. An meiner alten Schule gehörte ich zu den drei Besten im Team. Das ist im Moment zwar nicht der Fall, aber ich bin immer noch gut und ich weiß, dass ich mich verbessern kann. Aber … soll ich das wirklich ganz alleine schaffen?

Plötzlich werden andere bevorzugt
16-jährige Schwimmerin

A:

Wir Coaches haben definitiv bestimmte Favoriten in einem Team.

Aber du kannst definitiv in diese Favoritenriege aufsteigen.

Ich gebe ganz offen zu, dass ich nicht immer der Liebling meines Trainers war. In der Junior Highschool konnte ich mit Niederlagen manchmal nicht so gut umgehen. Bei manchen Tennisspielen habe ich nach einem verpassten Volley sogar meinen Schläger weggeworfen. Und kein vernünftiger Trainer würde so ein Verhalten auch noch belohnen. Aber als ich in meine Rolle hineinwuchs, begriff ich mit der Zeit, dass mein Wert für meine Trainer nicht nur von meiner Leistung auf dem Platz abhing. Es ging um meinen gesamten Beitrag für das Team.

Du kannst andere aufmuntern und lerneifrig, enthusiastisch und die Beste in einer bestimmten Rolle sein.

Ich verstehe, dass das im Moment dein Knackpunkt ist. Es ist schwierig, weil du die Struktur deines neuen Teams noch nicht kennst, seine interne Sprache, seine Gewohnheiten. Du vermisst das familiäre Zusammengehörigkeitsgefühl deines alten Teams. Ich weiß selber genau, wie schwer Neuanfänge sein können. In meiner Highschool-Basketballmannschaft war ich dreimal Spielerin des Jahres, aber in meinem ersten Jahr in Dartmouth kam ich mir wie eine absolute Anfängerin vor. Ich musste meinem neuen Team zeigen: "Hey, ich kann mich wirklich extrem reinhängen, habe eine Menge Enthusiasmus und Energie und will euch unterstützen." Und nach etwa einem Monat sahen sie, wie ich mich mit meinen Fähigkeiten in das Teamgefüge integrieren konnte.

Was tun, wenn der Coach andere bevorzugt

Wie kannst also du jetzt deinen Beitrag leisten und deinen Platz im neuen Team finden? Du kannst andere aufmuntern und lerneifrig, enthusiastisch und die Beste in einer bestimmten Rolle sein. Das wird dir nicht nur helfen, eine stärkere Bindung zu den anderen im Team aufzubauen, sondern du wirst wahrscheinlich auch bei deiner Trainerin in die Favoritenriege aufsteigen.

Wie du eine solche Herausforderung angehst, ist eine Frage der Einstellung.

Alle, die zu einer positiven Teamkultur beitragen und mir helfen zu gewinnen, stehen auf meiner "Favoriten"-Liste. Wenn du eine meiner Basketballspielerinnen wärst, Probleme mit deinen Korblegern hättest und nach dem Training bleibst, um noch mal zehn Korbleger zu trainieren, dann sehe ich das. Ich sehe, wenn eine meiner Spielerinnen voll bei der Sache ist. Ich sehe, wie sie die anderen aus dem Team behandelt und wer sich auf dem Court abklatscht. Ich sehe auch, ob sie diejenige ist, die immer als Letzte zum Teambus kommt. (Nimm dir das zu Herzen und erscheine immer pünktlich.) Das letzte Beispiel war natürlich eher scherzhaft gemeint, aber jetzt mal im Ernst: Der Erfolg eines Teams hängt in hohem Maß von der Fähigkeit der Teammitglieder ab, zusammenzuarbeiten.

Es kann ein wenig dauern, bis du dich in deinem neuen Team richtig heimisch und angekommen fühlst. Versuch, geduldig zu sein. Wie du eine solche Herausforderung angehst, ist eine Frage der Einstellung. Ich in deiner Situation würde ich mich fragen: "Wie gehe ich diese Herausforderung an? Was kann ich tun, um sie zu bewältigen?". Ich weiß, dass das nicht allen gleich leicht fällt. Ich habe schon viele Spielerinnen und Spieler trainiert, die mit einer negativen Einstellung ins Team kamen und meinten: "Ich spiele nicht und ich werde nie spielen." Ihnen antworte ich dann immer: "So siehst du die Sache, nicht ich. Du schaffst deine eigene Realität." Wenn du also mit der Einstellung "Niemand mag mich" zum Training erscheinst, wird sich das für dich wahrscheinlich auch so bewahrheiten.

Du kannst deine negativen Gedanken aber auch in positive verwandeln. Du hast es in der Hand! Anstatt dir einzureden, dass alle gegen dich sind und du nie eine Chance haben wirst, erkenne deine Möglichkeiten. In einem neuen Team kannst du dich neu erfinden. Du kannst dich auf eine andere Veranstaltung oder eine andere Technik konzentrieren, beschließen, eine neue bestimmte Zeit zu schwimmen oder sogar eine andere Teamkollegin sein als in deinem letzten Team.

Anstatt dir einzureden, dass alle gegen dich sind und du nie eine Chance haben wirst, erkenne deine Möglichkeiten.

Die Fähigkeit, eine dieser Möglichkeiten zu verwirklichen, liegt bei dir, nicht bei deiner Trainerin. Du suchst nach Anerkennung von außen, aber wie du es ja gerade selber erlebst, ist diese Art von Anerkennung nie sicher. Die sicherste und zuverlässigste Unterstützung kommt von innen und begleitet dich durch deine sportliche Karriere.

Wenn ich dich frage "Wer ist dein größter Fan?" oder "Wer behandelt dich freundlicher als alle anderen?" und du antwortest "Meine Mutter" oder "Meine beste Freundin", dann lautet meine nächste Frage "Warum nicht du? Warum bist nicht du selbst dein größter Fan? Warum behandelst du dich nicht selbst so?". Das ist einerseits eine ganz einfache Frage, aber andererseits auch eine wichtige Erkenntnis und Erfahrung, die du machen musst. Aber keine Angst: Du hast noch jede Menge Zeit, um dich selbst so gut zu behandeln, wie du es verdienst.

Sei deine eigene Nummer eins. Du schaffst das!

Coach Banghart

Courtney Banghart ist Cheftrainerin der Frauen-Basketballmannschaft an der University of North Carolina. Vorher war sie Chefcoach in Princeton. 2015 wurde sie zum Naismith National Coach of the Year ernannt und war 2017 Assistenztrainerin für die U23-Basketball-Nationalmannschaft der Frauen. Als herausragende Spielerin in Dartmouth stellte Banghart einen bisher ungeschlagenen Rekord für die meisten Dreipunktwürfe in einer Karriere auf. Banghart ist Mitglied des Vorstands der Women’s Basketball Coaches Association und des NCAA Women’s Basketball Oversight Committee.

Schick uns deine Frage zu Mindset, Sport oder Fitness per E-Mail an askthecoach@nike.com.

Illustration: Harrison Freeman

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Ursprünglich erschienen: 11. Mai 2021

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