Letzte Aktualisierung: 1. August 2022
7 Min. Lesezeit

Mach dich bereit für die Schule

Ihre Mindsets stärken

Mit einem gesunden Mindset können Kinder das Beste aus Sport, Freizeit und Schule machen. Dr. Angharad Rudkin ist klinische Psychologin und arbeitet seit über 20 Jahren mit Kindern und Familien. Ihre Tipps helfen Kindern dabei, Leistungsdruck zu überwinden, Rückschläge zu verkraften, eine gesunde Mentalität zu entwickeln und mehr.

Bereit für die Schule: Mindsets von Kindern stärken

Leistungsdruck überwinden

Warst du schon einmal so nervös, dass du das Gefühl hattest, die Leute können das Herzklopfen in deiner Brust hören? Haben es dir klamme Hände und wackelige Knie erschwert, deine Ziele zu erreichen?

All das ist Teil des Leistungsdrucks, mit dem viele Kinder zu kämpfen haben.

Egal, ob es ein Sprint über 100 Meter ist, das Tanzen in der Talentshow der Schule oder ein Vortrag vor der gesamten Klasse – etwas gut machen zu wollen, treibt an, ist aber häufig auch mit viel Druck verbunden. Die Angst, etwas nicht so gut zu machen, kann überwältigend sein und Kindern schlussendlich im Weg stehen.

Es hilft, mit ihnen über ihre Gefühle zu sprechen und sie wissen zu lassen, dass Nervosität normal ist. Sie entsteht, weil uns das, was wir tun, wichtig ist. Eindämmen können wir sie mit einer einfachen Technik.

Wenn wir angespannt sind, verändert sich unsere Atmung. Unsere Atemzüge werden kürzer und gepresster. Dadurch wird eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion ausgelöst, mitunter erstarren wir auch.

Erkläre deinem Kind, dass es sich auf das Ausatmen konzentrieren soll, um diese Reaktion zu überwinden: Langes, langsames und kontrolliertes Ausatmen beruhigt, da hierdurch das für Ruhe und Erholung zuständige parasympathische Nervensystem stimuliert wird. Kinder können sich dabei einen goldenen Faden vorstellen, der sich mit dem Nachlassen der Anspannung immer weiter gen Horizont entfernt.

Bereit für die Schule: Mindsets von Kindern stärken

Vom Rückschlag zur Rückkehr

Im Sport lernen Kinder mehr durchs Verlieren als durchs Gewinnen. Diese Lektionen können jedoch schwierig zu verarbeiten sein. Oft wird im Sport der Erfolg mit Geltung und Zufriedenheit gleichgesetzt – diese Botschaft wird Kindern früh vermittelt. Wenn sie also verlieren, kann sich das wie das Ende der Welt anfühlen.

Um diesem Gefühl entgegenzuwirken, können wir unseren Kindern dabei helfen, zu verstehen, dass Verlieren nur ein Teil des Spiels und des Lebenswegs ist.

Spielen eignet sich hervorragend, um zu üben, zu verlieren. In Rollenspielen können sich Kinder Herausforderungen stellen, die sie überwinden müssen, zum Beispiel: "Wird England im imaginären Finale gegen Brasilien verlieren?" In strukturierten Spielen gibt es auch immer Gewinner:innen und Verlierer:innen: "Wer überquert als Erste:r die Ziellinie?"

In all diesen Fällen lernen Kinder früh die Enttäuschung einer Niederlage kennen; genauso aber, dass das Leben danach weitergeht. Das Spiel geht weiter, ihre Freund:innen werden nach wie vor mit ihnen spielen wollen und ihre Eltern werden sie weiterhin lieben.

Wenn du als Elternteil Schwierigkeiten hast, mit Fehlschlägen umzugehen, wird dein Kind das eventuell beobachten und genauso handeln. Erkenne deine täglichen Versäumnisse und denke gemeinsam mit deinem Kind darüber nach, egal ob es sich um eine verpasste Frist oder das Erscheinen zum falschen Meeting handelt. Sprecht gemeinsam darüber, was passiert ist und wie es sich angefühlt hat.

Manchmal geben wir unseren Kindern keine Möglichkeit zu lernen, wie es sich anfühlt, zu scheitern. Das kann ihren Fortschritt hemmen. Bring ihnen bei, wie sie sich selbst helfen können, und denk dir Slogans aus, die sie bei Herausforderungen unterstützen: "Ich gebe mein Bestes und das wird genug sein." oder "Ich kann nicht gewinnen, wenn ich nicht mitmache – aber wenn ich mitmache, habe ich zumindest eine Chance."

Um ihnen den Druck zu nehmen, der durchs Gewinnen oder Verlieren entsteht, sollten anstatt des Ergebnisses lieber die Bemühungen belohnt werden. So lernen Kinder, dass sie für ihre Mühe Lob und Belohnungen bekommen, anstatt für Siege oder Niederlagen.

Bereit für die Schule: Mindsets von Kindern stärken

Ihre Leidenschaft finden

Manchen Kindern sind ihre Interessen früh klar, andere entdecken sie erst im Erwachsenenalter. Diese Leidenschaft kann sich mit der Zeit entwickeln. Wichtig ist, dass wir uns den Freiraum lassen, herauszufinden, was uns guttut.

Eine Möglichkeit sind organisierte Aktivitäten, sei es Tanzen, Fußball oder Schwimmen – was auch immer die Kinder glücklich macht, sie begeistert, entspannt oder ihnen Hoffnung gibt. Da das aber nicht bei allen Kindern klappt, ist das Spielen eine gute Möglichkeit zum Entdecken.

Manche Kinder vertiefen sich sehr in einen Interessensbereich und widmen sich danach dem nächsten. Andere versuchen sich an mehreren Dingen zugleich. Gib deinem Kind je nach seinem Charakter die Zeit und den Freiraum, viele verschiedene
Aktivitäten auszuprobieren, sowohl drinnen als auch draußen.

Der Körper spiegelt Emotionen wider und lässt erkennen, ob eine Leidenschaft wirklich eine solche ist oder nicht. Zeichne zusammen mit deinem Kind den Umriss eines Menschen und beschreibe verschiedene Situationen, zum Beispiel: "Wie würde es sich anfühlen, den letzten Strafstoß in einem wichtigen Endspiel auszuführen?" Lass sie ihren
Gefühlen über die Zeichnung Ausdruck verleihen. Vielleicht sind sie nervös oder aufgeregt, haben
Herzklopfen und ein Kribbeln im Bauch. Wenn sie ihre
Lieblingssendung schauen, sagen sie vielleicht, sie fühlen sich entspannt.

Frag sie nach ihren Aktivitäten und Hobbys. Wie fühlen sie sich, während sie diesen nachgehen? Wahrscheinlich werden sie noch nie darüber nachgedacht haben. Mit ihrem Körper im Einklang zu stehen kann ihnen dabei helfen, ihre Gefühle bewusst wahrzunehmen und zu erkennen, ob eine Aktivität wirklich eine Leidenschaft ist.

Bereit für die Schule: Mindsets von Kindern stärken

An Gruppenaktivitäten teilnehmen

Im Sport kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem man vortreten muss.
Kinder müssen mitunter sehr viel Mut aufbringen, um sich in eine Gruppe, ein Team oder
auch nur in ein lockeres Fußballspiel auf dem Spielplatz zu integrieren. Es kann schwer für sie sein, das zu tun
und dabei nicht an all die Dinge zu denken, die schiefgehen könnten. Wie also bewältigen wir das?

Wir können mit unseren Kindern über die imaginären Brillen sprechen, die wir während des Tages tragen. Wenn sie müde und angespannt sind, könnten sie die Welt durch trübe Gläser sehen und denken, alles würde schiefgehen. Das Wichtige aber ist: Sie können ihre Brille selbst wechseln und sich so für einen hoffnungsvolleren Blick entscheiden.

Wenn dein Kind Schwierigkeiten hat, bei Spielen mitzumachen oder neue Dinge auszuprobieren, bitte es, seine Brille zu wechseln. Es könnte seine Brille zeichnen und dir erzählen, welche Auswirkung dieser Wechsel auf sein Mindset hätte.

Verhalte dich so, als sei dein Kind eine Person, die sich gerne einer Sache anschließt, und es wird anfangen, so auch von sich selbst zu denken. Wenn es sich so verhalten muss, als sei das Mitmachen bei Gruppenaktivitäten kein Problem, wird es sich allmählich
selbst als jemanden sehen, die bzw. der das kann und macht. Diese Ankurbelung der Selbstwahrnehmung wird es nachhaltig beeinflussen.

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Ursprünglich erschienen: 1. August 2022